Ich werde öfters gefragt, ob es denn für Kinder mit Dia­be­tes auch Pfle­ge­geld geben könne. Hier muß ich dann immer eine typi­sche Juris­ten­ant­wort geben: “grund­sätz­lich schon, aber…”

Pfle­ge­be­dürf­tig  sind gemäß § 14 Abs. 1 SGB XI Per­so­nen, die “wegen einer kör­per­li­chen, geis­ti­gen oder see­li­schen Krank­heit oder Behin­de­rung für die gewöhn­li­chen und regel­mä­ßi­gen wie­der­keh­ren­de Ver­rich­tun­gen im Ablauf des täg­li­chen Lebens auf Dauer, vor­aus­sicht­lich für min­des­tens sechs Monate, in erheb­li­chem oder höhe­rem Maße (§ 15) der Hilfe bedür­fen.”

Hierzu erfolgt gemäß § 15 Abs. 1 Satz 1 SGB XI  eine Zuord­nung zu einer Pfle­ge­stu­fe I bis III.

Pfle­ge­be­dürf­ti­ge der Pfle­ge­stu­fe I sind Per­so­nen, die bei der Kör­per­pfle­ge, der Ernäh­rung oder der Mobi­li­tät für wenigs­tens zwei Ver­rich­tun­gen aus einem oder meh­re­ren Berei­chen min­des­tens einmal täg­lich der Hilfe bedür­fen und zusätz­lich mehr­fach in der Woche Hilfen bei der haus­wirt­schaft­li­chen Ver­sor­gung benö­ti­gen, § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 SGB XI. Der Zeit­auf­wand, den ein Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ger oder eine andere nicht als Pfle­ge­kraft aus­ge­bil­de­te Pfle­ge­per­son für die erfor­der­li­chen Leis­tun­gen der Grund­pfle­ge und haus­wirt­schaft­li­chen Ver­sor­gung benö­tigt, muss täg­lich im Wochen­durch­schnitt in der Pfle­ge­stu­fe I min­des­tens 90 Minu­ten betra­gen; hier­bei müssen auf die Grund­pfle­ge mehr als 45 Minu­ten ent­fal­len, § 15 Abs, 3 Satz 1 Nr. 1 SGB XI.

Das Bun­des­so­zi­al­ge­richt hat bereits vor län­ge­rem in meh­re­ren Ent­schei­dun­gen klar­ge­stellt, daß  die Nah­rungs­zu­be­rei­tung, das Messen und Sprit­zen nicht zur Grund­pfle­ge zählen. Auch Maß­nah­men, die nur dazu dienen, die Ver­träg­lich­keit der Nah­rung sicher­zu­stel­len (zB durch beson­de­res Ein­kau­fen, Berech­nen, Zusam­men­stel­len und Abwie­gen) werden nicht der Grund­pfle­ge zugerechnet.Auch der Beglei­tungs­auf­wand zur Schule bleibt bei der Ermitt­lung des Pfle­ge­auf­wands unbe­rück­sich­tigt.

Vor diesem Hin­ter­grund gelingt es daher selten, den zur Pfle­ge­stu­fe I erfor­der­li­chen Auf­wand im Bereich der Grund­pfle­ge von mehr als 45 Minuten/Tag nach­zu­wei­sen — Anträ­ge auf Pfle­ge­geld blei­ben daher in den meis­ten Fällen erfolg­los.

Aller­dings gibt es auch Aus­nah­men: das Sozi­al­ge­richt Münster/Osnabrück hat bei­spiels­wei­se in einem aktu­el­len Urteil einem Kind mit Typ1 und Insu­lin­pum­pe eine Pfle­ge­stu­fe 1 zuge­spro­chen.

Im Bereich “Urtei­le und Ent­schei­dun­gen” habe ich für Sie nun ein neues Kapi­tel Pfle­ge­geld für Kinder mit Dia­be­tes ein­ge­rich­tet und dort die Voll­tex­te eini­ger wich­ti­ger Ent­schei­dun­gen zusam­men­ge­tra­gen. Diesen kann man die für einen eige­nen Pfle­ge­geld­an­trag wich­ti­gen Argu­men­te ent­neh­men — und man sieht auch die Fall­stri­cke, die man besser ver­mei­den sollte.

 

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